Medizin-Geschichten |
Die Heilpflanze des Monats Juni 2012 |
Folge 2: Ringelblume (Calendula officinalis) |
Die Ringelblume gehört zu den bekanntesten Heilpflanzen. Ringelblumensalbe zur Wundheilung gibt es sicher in den meisten Haushalten. Doch die gelbe oder orange Blume, die auch Goldblume genannt wird, gehört wohl nicht zu den vielen seit der Antike angewandten Arzneien. Es lässt sich nämlich nicht mit Sicherheit nachweisen, ob Calendula schon von den Ärzten der Antike eingesetzt worden ist. Erst seit dem zwölften Jahrhundert wird sie in den Schriften häufig als Heilpflanze erwähnt.
Eine spannende Frage ist, woher die Menschen in alten Zeiten von der Heilwirkung der jeweiligen Pflanzen wussten. Haben sie die Tiere beobachtet? Haben sie es einfach ausprobiert im Sinne von „trial and error“? Oder beruht solch Wissen auf zufälligen Erfahrungen? Bei der Ringelblume glauben Medizinhistoriker, diese Frage beantworten zu können. Die Blüten werden heute in Salben, Tinkturen oder Umschlägen zur äußerlichen Behandlung bei entzündlichen Erkrankungen der Haut und der Schleimhäute, schlecht heilender Wunden, Erfrierungen, leichten Verbrennungen und Quetschungen eingesetzt. Früher wurden die gelben Blütenblättchen dagegen eher zum Schminken benutzt. Dabei wurde wohl beobachtet, dass Calendula-Blüten der Haut gut tun, und so die spezifische Heilwirkung entdeckt, wird vermutet. Ringelblumen können übrigens auch als pflanzliches Barometer genutzt werden: Sind sie morgens nach sieben Uhr noch geschlossen, bedeutet dies regnerisches Wetter, sind die Blüten |
zwischen sechs und sieben Uhr offen, verheißt dies einen schönen Tag. Denn die Blüten öffnen sich mit dem Aufgehen der Sonne und schließen sich wieder, wenn die Sonne untergeht. Sie zeigen also die Bewegung der Sonne wie ein Kalender aus – davon könnte der botanische Name „Calendula“ abgeleitet sein. Und darauf bezieht sich auch ein weiterer, besonders schöner deutscher Name: Braut der Sonne. Quelle: Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“ |